Bürgerverein Sasel-Poppenbüttel von 1955 e.V.
Tagesfahrt nach Stade am 26.07.2024 mit Lieselotte Schulz
Wenn wir fahr’n, fahr’n, fahr’n
mit der Bahn, Bahn, Bahn…….
Unser Ausflug nach Stade am 26. Juli 24
Ein Kleinod in der Nähe Hamburgs wartete auf uns – gut erreichbar mit der S-Bahn. Durch eine Streckensperrung hatte die Anfahrt etwas länger gedauert, aber wir waren eine klöneifrige 17köpfige Gruppe und haben das gar nicht bemerkt. Am Bahnhof in Stade wurden wir von der Stadtführerin bereits erwartet.
„ Stad“ bezeichnete im Althochdeutschen einen natürlich entstandenen Landeplatz für kleinere Schiffe und im Mittelhochdeutschen heißt „Stade“ Ufer, Küste, Hafen. Bereits in der Altsteinzeit gab es in Stade eine Besiedlung, wie archäologische Funde nachweisen. 994 wurde die Siedlung von Wikingern geplündert und 1038 erhielt das Erzbistum Bremen von Kaiser Konrad II. das Recht, auf kirchlichem Grund in Stade einen Markt mit Münze und Zoll zu errichten. Otto IV., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, verlieh Stade 1209 das Stadtrecht, das das Erzstift Bremen 1236 bestätigte und Stade danach das Stapelrecht verlieh. Das war eine gute Einnahmequelle, denn alle Schiffe, die auf der Elbe an Stade vorbeizogen, mussten drei Tage lang ihre Ware in Stade zum Kauf anbieten. Stade wurde Mitglied der Hanse und entsandte ab 1373 Vertreter zu den Hansetagen, wurde dann aber 1601 aus der Hanse ausgeschlossen, weil Stade 1597 englische Tuchkaufleute aufgenommen hatte, was gegen die Statuten verstieß. Seit den 1980er Jahren beteiligte sich Stade an den Hansetagen der Neuzeit und bemühte sich seit 2005 beim niedersächsischen Innenministerium darum, den Titel „Hansestadt“ wieder verliehen zu bekommen, was 2009 gelang. Das konnten wir an den neuen Gullydeckeln ablesen, auf die uns die Stadtführerin aufmerksam machte.
Stades Blütezeit reichte bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein, 1625 zogen dänische Truppen in die Stadt ein. 1628 eroberte der kaiserliche Heerführer Tilly die Stadt für die Katholische Liga, kurz darauf brachten die Schweden sie bis 1636 in ihren Besitz. Nach einer dänischen Besatzung eroberten die Schweden sie 1643 endgültig und erhielten sie im Westfälischen Frieden von 1648 auch offiziell zugesprochen. Stade wurde schwedischer Regierungssitz der Herzogtümer Bremen und Verden. Dem großen Stadtbrand am 26. Mai 1659 fielen zwei Drittel der Stadt zum Opfer. Sie wurde mit unverändertem Grundriss wieder aufgebaut. Die schwedischen Befestigungsanlagen aus der Zeit nach dem Brand von 1659 sind heute teilweise erhalten. Die Stadtführerin führte uns durch die wunderbar restaurierten Straßen, erläuterte einige Fassaden und führte uns zu dem kleinen „Hafen“, an dem man einen nachgebauten Kran aufgestellt hatte, wie wir ihn von einem Ausflug nach Lüneburg vor einigen Jahren sogar von innen kennenlernen durften.
1 715 kam die Stadt durch vertragliche Vereinbarung in den Besitz des Kurfürstentums Hannover. Wirtschaftlich war Stade zu diesem Zeitpunkt geschwächt. Die Infrastruktur des Hafens hatte nach Bränden und Belagerungen keine weiteren Modernisierungen mehr erfahren. Stade verlor im Fernhandel an Bedeutung. Hinzu kam 1712 eine Pestepidemie. Die Stadt blieb als Garnisonsstandort vor allem von strategischer Bedeutung, was wir am Zeughaus bestätigt sahen, in dem man das militärische Gerät lagerte. Zwischen 1803 und 1806 erlebte sie nach Eroberung durch die Franzosen am 18. Juni 1803 und dem nachfolgenden Abzug verschiedene europäische Besatzungstruppen. Von März bis Dezember 1810 befand sich in Stade die Präfektur des Departement der Elbe- und Weser-Mündung, das zum Königreich Westphalen gehörte. Anschließend gehörte die Stadt als Teil des Département des Bouches de l’Elbe bis 1813 zum französischen Kaiserreich und danach wieder zum Königreich Hannover. 1866 wurde das Königreich Hannover die Provinz Hannover im Königreich Preußen. So haben in Stade im Laufe der Jahrhunderte die Dänen, die Schweden, die Franzosen und die Preußen regiert und ihre Spuren hinterlassen, und sicherlich sind auch einige der Besatzungssoldaten sesshaft geworden, weil sie in Stade ihre große Liebe fanden.
Nach zweistündiger Stadtführung waren wir hungrig. Frau Schulz hatte uns einen Raum im Altstadtcafé reserviert. Wir waren unter uns, konnten ausgiebig klönen und ein wunderbares Essen genießen. Danach führte uns Frau Schulz zum Anleger, an dem unsere Kahnfahrt beginnen sollte. ---
Wenn wir fahr’n, fahr’n, fahr’n mit dem Kahn, Kahn, Kahn … - Die Fahrt mit einem im Spreewald beschafften Kahn begann am Holzhafen, führte unter der Hansebrücke hindurch an der Museumsinsel entlang, an der Königsmarckbastion, an der Erleninsel und am ehemaligen Schiffertor vorbei. Wir passierten das Stadeum (Kongresszentrum), die Jugendherberge und die Stadtvillen. Von dort ging es zurück zum Ausgangspunkt. So hatten wir Stade auf der Schwinge und dem Wallgraben fast umrundet. Der Himmel verdunkelte sich, es sah nach Regen aus. Das wäre im offenen Kahn nicht so prickelnd gewesen, aber wir hatten Glück. Es regnete erst „cats and dogs“, als wir auf dem Weg zum Bahnhof waren – dafür aber kräftig!
Frau Schulz brachte uns sicher in unsere Heimat zurück. Wir haben viel gelernt, viel gesehen, viel Spaß gehabt, gut gegessen und viel geredet. Es war ein rundum gelungener wunderschöner Wochen-tag, den wir so schnell nicht vergessen werden. Frau Schulz, danke für diesen erlebnisreichen Tag!
Ute Mielow-Weidmann