Führung Hainesch 2023

Waldspaziergang mit Forstwirt Jan Muntendorf am 23.05.2023

Am Treffpunkt Furtredder in Bergstedt wurden wir von Jan Muntendorf zu einem gemeinsamen Waldspaziergang begrüßt. Unsere Stimmung war gut, fühlten wir uns doch im Naturschutzgebiet Hainesch Iland durch Spaziergänge fast wie zu Hause. Heute wollten wir es einmal mit „anderen Augen“ sehen und hatten uns dazu mit dem Forstwirt der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ verabredet.


1975 wurde das Gebiet zwischen Bergstedt und Sasel zum Naturschutzgebiet erklärt. Geformt durch die letzte Vereisung vor ca. 20000 Jahren bietet das Gebiet mit den Bachläufen der Saselbek, Furtbek, dem Haingraben und den Hochflächen kurzer und langer Iland einen abwechslungsreichen Wald. Die althergebrachte bäuerliche Waldnutzung konnten wir im „Krattwald“ erkennen. Eichen und Buchen wurden „auf den Stock gesetzt“, bekamen daraufhin einen vielfältigen Austrieb, der dann nach 15 - 20 Jahren geschlagen und als Bauholz, Brennmaterial und zur Gerberei (Rinde) genutzt wurde.


Eine Bank am See an der Müssenkoppel ist vielleicht auch Ihr Lieblingsplatz? Der See hat sich in einem Todeisloch gebildet und ist ein wertvoller Lebensraum für z. B. den Kammmolch und den Moorfrosch. Wer im März zur Paarung Zeit am See verbringt, kann den blauen Frosch vielleicht entdecken. Interessantes wusste Herr Muntendorf auch vom Wasserschlauch zu berichten: die Fleisch fressende Wasserpflanze saugt ihr Opfer mit Hilfe eines kleinen Luftsackes ein.


Hier wurde eine Feuerstelle aus der Steinzeit gefunden. Der erste Hinweis, wie lange schon dieses Gebiet von Menschen aufgesucht wurde. Doch es gab noch mehr Kulturelles zu erfahren. Am südlichen Ende des Hainesch liegen Reste von „Wöhlbergen“. Es handelt sich um ein Hügelgräberfeld aus der Bronzezeit (1500 - 100 v. Chr.). Es ist das einzig erhaltene geschlossene Hügelgräberfeld auf Hamburger Gebiet nördlich der Elbe.

Auch die Weidefläche des Iland ist eine alte Kulturlandschaft, deren Ursprung auf die Bronzezeit zurückgeht. Heute wird die Fläche gepflegt und zur Heuernte gemäht. Die gute Absprache zwischen Nutzung und Naturschutz zeigt sich hier: der Termin der Maht wird mitgeteilt und freiwillige Helfer suchen die Fläche vorher nach Rehkitzen ab.
Um die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt zu fördern, wird in der Wiederbewaldung auf 4 - 5 verschiedene Baumarten aufgeforstet, die Fichte wird auf Dauer dem Borkenkäfer nicht Stand halten können. Wir konnten nun die unterschiedlichen Baumarten kennenlernen, den Duft der Douglasie, die unterschiedlichen Zapfen, die Rindenstrukturen. Immer wieder wusste Herr Muntendorf die Zusammenhänge von Tieren und Pflanzen anschaulich zu vermitteln.


Im Naturschutzgebiet wird ganz bewusst das Totholz im Wald belassen, um Tieren Nahrung und Lebensraum zu bieten. In den Abstand zwischen der Rinde und dem Holzkern kann man gerade einmal die Hand schieben – und doch können Fledermäuse hier Schutz finden und sogar ihre Kinder groß ziehen. Diese tote Eiche kann noch ca. 30 Jahre so im Wald stehen. Im Haingraben wird man mittlerweile keinen Eisvogel mehr sehen können. Die Hänge sind nicht steil genug, um die Bruthöhlen zu sichern. Auch hier kann man die Zusammenarbeit von Freiwilligen und dem zuständigen Bezirk ablesen: um dem Eisvogel die Rückkehr ins Naturschutzgebiet zu ermöglichen, wurde an der Furtbek eine Steilwand gestochen. Für ausreichend Nahrung ist in der Nähe ja gesorgt. Vielleicht wird das Angebot angenommen.


Am Ilandteich wurde deutlich, wie schwierig der Umbau der Wälder sein kann. Die zum Teich aufgestaute Saselbek soll durchgängig werden, das bedeutet, dass Tiere flussab- und flussaufwärts ziehen können. Nun wird das stauende Wehr langsam abgebaut und der Teich wird abfließen. Schade, meinten manche aus der Gruppe. Herr Muntendorf machte deutlich, dass der Ilandteich nicht beschattet wird und sich so stark erwärmen kann. Der Sauerstoffgehalt sinkt, es können weniger Lebewesen überleben, und die Chemie des Gewässers wird verändert.

Dieser Bericht über unseren Waldspaziergang zeigt die Fülle der Informationen. Wir wurden begleitet vom Gesang der Vögel und wir haben die Natur genossen. Wir haben viel gehört, viel gesehen, konnten Fragen stellen und vielleicht hat sich unser Blick geschärft. Ich danke Herrn Muntendorf und allen Teilnehmern.

Wir haben mit dem Hainesch Iland ein wunderbares Stück Natur direkt vor unserer Haustür.

 C. Fiedler


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